Kategorie: Produktmanagement

Unterschiede zwischen Product Manager und Product Owner – Gibt es diese?

Matthias Blaß

Das Bild zeigt zwei Frauen in dunklem Business Kostüm und langen dunklen Haaren. Sie schauen sich freundlich an. Zwischen den beiden sieht man eine Sprechblase mit dem Text "Du bist product Managerin und ich Product Ownerin."

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Die Begriffe „Product Owner“ und „Product Manager“ werden oft unscharf verwendet, da sie unterschiedliche Bedeutungen haben. Der Product Owner konzentriert sich im agilen Kontext auf die Werterhöhung des Produkts und die Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsteam, während der Product Manager mehr für die gesamte strategische Ausrichtung verantwortlich ist.

Verwirrung entsteht, wenn heutzutage Unternehmen „Product Owner“-Positionen außerhalb des agilen Kontextes ausschreiben, und wenn ein Product Manager auch die Rolle des Product Owners übernimmt. Daher ist es wichtig, die Unterschiede zu verstehen, um klare Diskussionen über Verantwortlichkeiten zu ermöglichen.

Welche Aufgaben hat ein Product Owner?

Der Product Owner (PO) ist primär dafür verantwortlich, die Produktvision zu definieren und sicherzustellen, dass das Entwicklungsteam genau versteht, was entwickelt werden soll. Dies beinhaltet das (Mit-)Verfassen von User Stories, die Priorisierung des Produkt-Backlogs und die kontinuierliche Kommunikation mit dem Entwicklungsteam, um sicherzustellen, dass die Anforderungen klar und umsetzbar sind. Der PO ist der „Single Point of Accountability“ für das Produkt.

Der Begriff „Product Owner“ stammt aus dem Scrum-Framework und bezieht sich auf eine zentrale Rolle in agilen Entwicklungsteams. Laut dem Scrum Guide sorgt die Product Owner Rolle für die Werterhöhung des Produkts verantwortlich, die aus der Arbeit des Scrum Teams resultiert. Er entwickelt und kommuniziert die Produktvision, priorisiert die Anforderungen im Product Backlog und stellt sicher, dass das Entwicklungsteam und alle Stakeholder das Produktziel verstehen. Der Product Owner ist auch dafür verantwortlich, dass das Product Backlog transparent, sichtbar und verständlich ist.

Die Rolle des Product Owners ist entscheidend für den Erfolg agiler Projekte, da er sicherstellt, dass das entwickelte Produkt den größtmöglichen Wert für die Kunden (Nutzende) bietet und die Wünsche der Stakeholder erfüllt.

Die Aufgaben eines Product Owners umfassen die folgenden Tätigkeiten:

  • Entwicklung einer Produktvision:
    Eine der wichtigsten Aufgaben des POs ist die Entwicklung und Kommunikation einer klaren Produktvision, die die übergeordneten Ziele und Anforderungen aller Stakeholder widerspiegelt.
  • Vertretung der Interessen der Stakeholder:
    Er vertritt die Interessen der Stakeholder, Kunden und der Geschäftsführung und ist dafür verantwortlich, den Wert zu maximieren, der durch das Entwicklungsteam geschaffen wird.
  • Maximierung des Kundnennutzens:
    Der PO konzentriert sich darauf, den maximalen Nutzen aus dem Produkt und der Arbeit des Entwicklungsteams zu ziehen, um einen Mehrwert für die Kunden zu schaffen.
  • Kommunikation mit dem Entwicklungsteam:
    Der Product Owner arbeitet eng mit dem Entwicklungsteam zusammen, um sicherzustellen, dass die Anforderungen verstanden werden und in der richtigen Reihenfolge bearbeitet werden.
  • Entwicklung und Pflege des Product Backlogs:
    Der PO ist verantwortlich für die Erstellung und Aktualisierung des Product Backlogs, in dem die Anforderungen an das Produkt festgehalten werden. Das umfasst jedoch nicht zwingend das Erstellen einzelner User Stories. Diese werden häufig direkt vom Entwicklungsteam geschrieben.

Was macht ein Product Manager?

Ein Produktmanager (PM) analysiert, welche Anforderungen und globalen Unternehmensziele ein Produkt oder Feature erfüllen soll. Er definiert fest, wie Erfolg bei einem Produkt gemessen wird und motiviert ein Team, die Produktvision wahr zu machen. Der Produktmanager ist sowohl für die Entwicklung der Produktstrategie als auch für die Planung, Umsetzung und Koordination der daraus abgeleiteten Maßnahmen verantwortlich.

Der Product Manager übernimmt eine strategischere Rolle. Er ist für die Gesamtausrichtung des Produkts im Markt verantwortlich. Dazu gehören Marktanalysen, Wettbewerbsforschung und die Identifizierung von Möglichkeiten zur Steigerung des Geschäftswerts. Der PM fungiert als Bindeglied zwischen den verschiedenen Abteilungen, insbesondere Marketing, Vertrieb und Entwicklung, um sicherzustellen, dass die Produktentwicklung die Unternehmensziele unterstützt.

Die Rolle des Produktmanagers entstand in den 1930er Jahren und wurde erstmals bei Procter & Gamble (P&G) eingeführt. Die Rolle hat sich seitdem weiterentwickelt und umfasst heute eine Vielzahl von Aufgaben, darunter die Leitung von Produktstrategien, die technisch machbar sind und Kundenbedürfnisse erfüllen, um Geschäftsziele zu erreichen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Rolle des Produktmanagers je nach Unternehmen und Branche variieren kann. In einigen Fällen kann ein Produktmanager auch als Product Owner fungieren, besonders im agilen Umfeld. Der Product Owner konzentriert sich auf die Umsetzung der Produktvision im Entwicklungszyklus, indem er Aufgaben priorisiert und eng mit dem Entwicklungsteam zusammenarbeitet. Der Produktmanager hingegen legt die übergeordnete Produktstrategie fest, orientiert sich am Markt und betrachtet den gesamten Produktlebenszyklus.

Worin liegt der wesentliche Unterschied und welche Gemeinsamkeit haben PO und PM?

Der zentrale Unterschied zwischen einem Product Owner und einem Product Manager liegt in der Perspektive und dem Verantwortungsbereich. Der Product Owner ist stark auf die technische Umsetzung und die direkte Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsteam fokussiert (Fokus auf Product Delivery), während der Product Manager einen umfassenderen Blick auf die gesamte Positionierung des Produkts und die Erreichung der Unternehmensziele hat (Fokus auf Product Discovery und Delivery).

Obwohl die Rollen des POs und des PMs unterschiedliche Verantwortlichkeiten und Schwerpunkte haben, gibt es auch einige Gemeinsamkeiten zwischen ihnen:

  • Gemeinsames Ziel:
    Beide Rollen verfolgen das gemeinsame Ziel, Produkte zu entwickeln, die von den Benutzenden geliebt und genutzt werden.
  • Fokus auf den Kunden:
    Sowohl der Product Owner als auch der Product Manager konzentrieren sich auf die Bedürfnisse und Wünsche der Benutzenden. Sie arbeiten daran, Produkte zu entwickeln, die den Ansprüchen der Stakeholder und den Bedürfnissen der Kundnen entsprechen.
  • Zusammenarbeit:
    Beide Rollen erfordern eine enge Zusammenarbeit mit anderen Teams und Stakeholdern. Der Product Owner arbeitet eng mit dem Entwicklungsteam zusammen, während der Product Manager hauptsächlich mit Kundnen interagiert.
  • Produktvision:
    Sowohl der Product Owner als auch der Product Manager sind an der Entwicklung der Produktvision beteiligt. Der Product Owner konzentriert sich auf die Umsetzung der Produktvision im Entwicklungszyklus, während der Product Manager die übergeordnete Produktstrategie festlegt.
  • Verantwortung für das Produkt:
    Beide Rollen tragen die Verantwortung für das Produkt, obwohl der Schwerpunkt ihrer Verantwortlichkeiten unterschiedlich ist. Der Product Owner ist für die zielgerichtete Umsetzung und die direkte Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsteam verantwortlich, während der Product Manager einen umfassenderen Blick auf die gesamtstrategische Positionierung des Produkts und die Erreichung der Unternehmensziele hat.

Es ist wichtig zu beachten, dass die genauen Verantwortlichkeiten und Aufgaben des Product Owners und des Product Managers von Unternehmen zu Unternehmen variieren können.

Welche Karrierestufen gibt es für POs und PMs?

Sowohl Product Owner als auch Product Manager bieten verschiedene Karrierestufen. Vom Einstiegslevel über die Spezialisierung auf bestimmte Produktbereiche bis hin zur Übernahme von Führungsverantwortung als Leiter der Produktentwicklung oder Produktstrategie.

Bei beiden Rollen gibt es normalerweise, je nach Erfahrung, die folgenden Titel oder Senioritätsstufen:

  • Junior PO/PM
  • PO/PM
  • Senior PO/PM

Geht es um leitende Funktionen, spricht man bei einem Product Manager meistens von einem “Head of Product”. In agilen Unternehmen verwendet man hingegen eher den Begriff des “Chief Product Officer (CPO)”.

Womit sollte sich ein Product Owner nicht beschäftigen?

Ein Product Owner sollte sich nicht in strategische Entscheidungen vertiefen, die den Rahmen der unmittelbaren Produktentwicklung überschreiten. Dies beinhaltet unter anderem Gesamtunternehmensstrategien oder Marketingstrategien, die eher in den Verantwortungsbereich eines Product Managers fallen.

Des Weiteren sollten sich Product Owner gemäß der klassischen Rolle nach Scrum nicht um die folgenden Aufgaben kümmern, da es dafür ebenfalls Spezialisten gibt:

  • Projektmanagement:
    Häufig übernehmen Product Owner auch Projekt-/ Programm-/ Liefermanagement-Aufgaben.
  • Produktdesign:
    In manchen Unternehmen sind zwar Designer vorhanden, jedoch besteht eine beträchtliche Lücke, wenn es sich dabei eher um Grafik- oder Visuelle Designer anstelle von Produkt-Designern handelt. Diese Lücke betrifft vor allem Service Design, Interaktionsdesign und häufig auch Nutzerforschung.
  • Verwaltung der Nutzerforschung:
    Product Manager spielen zunehmend eine aktive Rolle in der Benutzerforschung, besonders dann, wenn es an dedizierten UX-Rollen mangelt. Häufig übernimmt der Product Manager dann die administrative Aufgabe, einschließlich Rekrutierung, Screening und Terminplanung.
  • Qualitätssicherung:
    In vielen Unternehmen sind Softwareentwickler stolz darauf, keine QA- oder Testautomatisierungs-Ingenieure zu benötigen, indem sie testgetriebene Entwicklung und Regressionstests auf Unit-Ebene einsetzen. Dennoch müssen Product Owner oft die QA-Rolle übernehmen, was zeitintensiv und verantwortungsvoll ist, besonders wenn Kundenbelange im Fokus stehen. Obwohl der PM für Akzeptanztests zuständig ist, ist dies im Vergleich zur umfassenderen Rolle der Qualitätssicherung eine geringfügige Verantwortung.
  • Kundenservice:
    Jeder PO trägt eine gewisse Verantwortung für den Kundenservice, indem er zumindest bei der Diagnose von Problemen und problematischen Anwendungsfällen unterstützt. In kleineren Unternehmen ohne einen solchen dedizierten Service kann diese Belastung jedoch so stark werden, dass der Product Owner schnell überfordert wird.
  • Produktmarketing:
    Die Rolle des Produktmarketings wird häufig unterschätzt und unterbesetzt, insbesondere für B2B-Unternehmen mit einer direkten Vertriebsorganisation. Diese Verantwortung kann zu einem Vollzeitjob werden, was zu langen Arbeitszeiten und Stress führt, wenn ein Product Owner auch für das Produktmarketing zuständig ist.
  • Personalmanagement:
    Agile Entwicklungsteams sollten eine flache Struktur haben, und der Product Owner sollte sich nicht um die Verwaltung der Teammitglieder kümmern müssen. Die Rolle des PO ist keine Führungskraft und damit nicht für das Recruiting oder People-Management zuständig.

Worin liegt der Unterschied zu einem Projektmanager?

Der wesentliche Unterschied zwischen einem Product Owner und einem Projektmanager besteht darin, dass der PO den Fokus auf das „Was“ und „Warum“ des Produkts legt. Der Projektmanager hingegen konzentriert sich auf das „Wie“ und „Wann“ der Umsetzung. Während der PO die Ziele und Anforderungen definiert, sorgt der Projektmanager für die effiziente Umsetzung der Entwicklungsschritte.

Der Projektmanager hat das Hauptziel, Projekte pünktlich, im Rahmen der budgetären Mittel und gemäß den Qualitätsstandards abzuschließen. Dabei konzentriert er sich auf die drei wesentlichen Aspekte Zeit, Budget und Ressourcen. Er steuert und managed die ihm zugewiesenen Ressourcen, wozu auch die Befugnis gehört, Ressourcen je nach Bedarf umzuverteilen. Der Projektmanager arbeitet in festgelegten Zeitfenstern, wie zum Beispiel in Projektphasen oder mit Meilensteinen, und er managed verschiedene Teams und Interessenvertreter, damit sichergestellt ist, dass alle den selben Projektstand haben und das Projekt nach Plan verläuft.

Im Gegensatz zu einer agilen Produktentwicklung in flexiblen Iterationen hat ein klassisches Projekt immer einen definierten Anfang und ein festgelegtes Ende.

Braucht es diese Unterscheidungen überhaupt?

Meiner persönlichen Meinung und bisherigen Erfahrung nach, ist es völlig egal wie der Titel lautet. In meinem letzten Vertrag stand „Produktmanager“. Je nach Produkt das ich betreut habe, hatte ich die Rollen „Product Owner“ oder „Produktmanager“ inne. Auch als ich mich hauptsächlich um die UX-Themen gekümmert habe, wurde mein Vertrag nicht angepasst. Ich war weiterhin „Produktmanager“.

Innerhalb des eigenen Unternehmens ist es meistens völlig egal wie die Rolle genannt wird. So lange alle im Team wissen, wer welche Verantwortung inne hat. Und das Thema Verantwortung oder noch besser Ende-zu-Ende-Verantwortung ist ganz wichtig. Genauso wie die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen. Beides muss sowohl ein guter Product Owner aber auch ein Product Manager können. Denn dann kann man auch von echter Product Ownership oder Product Leadership sprechen.

Für eine bessere Lesbarkeit werden die Begriffe “ Product Owner“, „Product Manager“ sowie „Kunden“ und „Benutzer“ in diesem Artikel genderneutral genannt. Es sind aber immer alle Geschlechter angesprochen.

Bildrechte: iStock KI-Generator

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Themen in diesem Artikel: Product Owner, Product Manager, Produktmanagement, Rollen, Scrum

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